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Neue Wege bei Impftermin-Vergabe: per SMS gegen Bürokratie

Seit November befindet sich Deutschland im Lockdown und das öffentliche Leben steht nahezu still, eine Verlängerung wurde soeben von der Regierung verkündet und ein Ende ist auch erst einmal nicht in Sicht. Die Corona-Fallzahlen steigen weiterhin an und die deutsche Impfkampagne kommt nur langsam voran. Die Impfstoffe sind knapp, Termine gefragt. Millionen Menschen warten darauf endlich geimpft zu werden, doch die Prozessabläufe sind nicht schnell genug. So bleiben aufgetaute Impfdosen mancherorts liegen oder Termine werden kurzfristig abgesagt oder nicht wahrgenommen. Die Corona-Impfung führt hierzulande zu Diskussionen. Impfzentren müssen Tausende Termine pro Woche koordinieren. Damit es schneller geht, sind Städte und Kommunen gewillt, sich etwas einfallen zu lassen.

Das Software-Startup LIT labs aus Köln hat ein Programm entwickelt, das die Vergabe von Impfterminen schnell und unkompliziert regelt – per SMS. Die Software mit dem Namen „Impfbrücke“ wird seit Mitte Februar als Pilotprojekt in Duisburg eingesetzt. Aktuell stehen Impfwilligen nur zwei Wege zur Terminvereinbarung zur Wahl: Die Hotline 116117 oder das Onlineportal www.impfterminservice.de. Wie viele Termine tatsächlich wo zur Verfügung stehen, ist nicht ersichtlich. Die Telefone sind zwar rund um die Uhr besetzt, Berichte über stundenlange Warteschleifen deuten aber auf geringe Erfolgsaussichten auf einen der begehrten Termine hin. Wer es doch am Telefon versuchen will, muss sich vorher durch eine Reihe von Fragen manövrieren. Nicht anders sieht es beim Onlineportal aus.

Eine Vereinfachung des Prozesses kommt den Impfzentren zugute. Ist der Impfstoff bereits in der Spritze, ist dieser nur noch wenige Stunden haltbar.

Nicht genutzte Impfdosen und abgesagte Termine müssen folglich schnell wieder an andere Impfwillige vergeben werden. 

Aktuell nehmen insbesondere Menschen, denen der AstraZeneca-Impfstoff angeboten wird, des Öfteren ihre Impftermine nicht wahr – in Köln sagten laut einem WDR-Bericht Anfang März gut 40 Prozent der Impfkandidaten ihren Termin kurzfristig ab oder erschienen erst gar nicht und ließen ihn somit verfallen.

Mit einer Software wie der „Impfbrücke“ gehören solche Szenarien hoffentlich bald der Vergangenheit an. Interessenten lassen sich vom Impfzentrum registrieren. In das System muss nur die Handynummer und Impfgruppe in ein datenschutzrechtlich abgesichertes System eingegeben werden.

Impftermin-Vergabe: per SMS gegen Bürokratie

„Sie haben die Möglichkeit zur Corona-Impfung…“

Nach dem Tagesgeschäft sind manchmal noch Impfdosen übrig. Mit einer entsprechenden Suche im System (Zeitfenster, Anzahl der Impfdosen, Standort) werden dann per Zufall drei Personen ausgewählt. Bestimmte Kriterien, wie die passende Impfgruppe werden hierbei berücksichtigt. Es werden Termine nur an Menschen vergeben, die schon angemeldet waren. Anschließend wird eine SMS an die ausgewählten Personen gesendet. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Auf die Anfrage kann simpel mit „Ja“ geantwortet werden. Anschließend wurde der Termin für die Person reserviert. Hier ist Spontanität gefragt. Nach 30 Minuten werden drei neue Personen kontaktiert. In der Pilotphase ist aktuell nur medizinisches Personal in den Datensätzen der App hinterlegt.

Die Terminvergabe per SMS spart nicht nur Zeit, sondern auch Kosten. Den Impfkandidaten muss nicht mehr hinterhertelefoniert werden. Es ist eine schnelle und einfache Methode, die den Prozess effizienter macht. Das zeigt sich anhand der Resonanz: In der Regel wird sehr schnell auf die SMS reagiert.

Auch dimater garantiert als erfahrener Mobile Messaging Anbieter eine sichere und direkte Zustellung der SMS an die Mobilfunkgeräte der Impfkandidaten. Die Zustellung entspricht durch Technologien wie IPsec (Internet Protocol Security) und HTTPS (Hypertext Transfer Protocol Secure) den höchsten Sicherheits- und Datenschutzanforderungen. Alle SMS werden zuverlässig über eine direkte Anbindung an die Messaging Gateways der Mobilfunknetzbetreiber und ohne Zeitverzögerung zugestellt.

impfkampagne corona

Erfolgreiches Krisenmanagement und organisierte Impfkampagne

Wie es anders gehen kann, machen Länder wie Griechenland oder Marokko vor. Griechenland hat bisher die Pandemie dank frühzeitiger Kontaktbeschränkungen besser gemeistert als viele andere europäische Länder. Jetzt zeigt das Land, wie man die Impfungen organisieren kann. Warteschlangen gibt es nicht vor den mehr als 700 Impfzentren.
Bisher wurden fast 800.000 Impfdosen verabreicht. 270.000 Menschen haben bereits die zweite Dosis erhalten. Griechenland liege damit in der EU auf dem vierten Platz, laut Marios Themistokleous, dem Generalsekretär des griechischen Gesundheitsministeriums. Pro Tag werden über 30.000 Menschen geimpft. Es könnten viel mehr sein, wenn es genug Nachschub gäbe.

Die Regierung nennt die Impfkampagne „Operation Freiheit“ und sie läuft bisher reibungslos. Die Bevölkerung wird per SMS über ihren Impftermin unterrichtet und kann ihn elektronisch umbuchen, wenn er nicht passt. Die Kontaktdaten kommen aus dem System zur elektronischen Ausstellung von Rezepten, das schon zu Beginn der Pandemie eingeführt wurde, um die Arztpraxen zu entlasten. Wer noch nicht registriert ist, meldet sich online an und erhält dann ebenfalls seinen Impftermin.

Ältere, die keinen Internetzugang haben, können das in ihrer Apotheke oder im nächsten Bürgerzentrum erledigen. 90 Prozent der Termine werden eingehalten. Eine Hotline, wie sie in Deutschland viele Menschen zur Verzweiflung treibt, gibt es in Griechenland nicht. Diese würde nicht zum digitalisierten Ablauf passen. 

Der reibungslosen Organisation sei es zu verdanken, dass nur 0,5 Prozent der kostbaren Impfdosen verfallen und entsorgt werden müssen und dass Griechenland deutlich schneller impfen kann.

Impfen ist auch in Marokko einfach: Anders als in Deutschland müssen sich Interessierte nicht auf Online-Portalen anmelden oder per Telefon-Hotline einen Termin vereinbaren. In dem nordafrikanischen Land reicht es bereits aus, eine SMS mit der Personalausweisnummer zu schicken, kurze Zeit später bekommen Impfwillige einen Termin.

Es ist von einem der „fortschrittlichsten Impfsysteme“ unserer Zeit der Rede. Insgesamt sind in Marokko laut „The North Africa Post“ Ende Februar rund 6,38 Prozent der Bevölkerung gegen Covid-19 geimpft – das ist zu dem Zeitpunkt eine der höchsten Raten der Welt. Ganze 2888 Impfzentren (in Deutschland sind es knapp 440) stehen der Bevölkerung zur Verfügung. Auch von Lieferengpässen kann keine Rede sein. 66 Millionen Impfdosen hat sich Marokko gesichert, um die Bevölkerung schnellstmöglich gegen COVID-19 zu immunisieren.

Wenn bald mehr Impfstoff geliefert wird und bundesweit nach und nach immer mehr Bevölkerungsgruppen für Impfungen in Frage kommen, wird das Impfmanagement in Deutschland vor große Herausforderungen gestellt. Wie gut diese bewältigt werden, wird wohl auch von der Flexibilität und dem Einfallsreichtum der Verantwortlichen vor Ort abhängen. Digitalisierung, Transparenz, zentrale Planung und Überwachung der Abläufe in Echtzeit sind mehr denn je gefragt. Das System „Impfbrücke“ wurde innerhalb von zwei Monaten entwickelt und ist laut der Entwickler innerhalb weniger Wochen auf andere Städte übertragbar. Nach eigenen Aussagen liegen bereits erste Anfragen vor.